Besuch bei der Schweizer PTT und Teleclub in Zürich am 28./29. April 1995

Sat-Freaks besichtigen Teleclub-Uplinkstation

Zweimal pro Jahr veranstaltet der Satelliten Beobachter Club ein Treffen. Nachdem in den vergangenen Jahren die ASTRA-Betreibergesellschaft SES in Betzdorf, die Telekom-Erdfunkstelle in Usingen und das DLR in Oberpfaffenhofen besucht wurden, waren die rund 450 SBC-Mitglieder in der letzten April-Woche nach Zürich eingeladen. Dort wurden die Uplinkstation und die Studios des Pay-TV-Anbieters Teleclub besucht.

Knapp 30 Satellitenfans waren der Einladung gefolgt und konnten somit die Erdfunkstelle der Schweizer PTT Telecom und die Räumlichkeiten des Teleclub besichtigen. Einige SBC’ler besuchten außerdem das Fernmeldeamt Zürich, das sich im gleichen Gebäudekomplex wie die Uplinkstation befindet.

Dort waren die Telefonzentralen für innerschweizerische und internationale Verbindungen sowie auch für die Mobilfunknetze der Schweizer Telecom zu sehen. Auch hier hat inzwischen weitgehend die digitale Technik Einzug gehalten, so daß die Telefonzentralen fast nur noch aus computervernetzten Schaltschränken bestehen.

Alles funktioniert weitgehend automatisch und unbemannt. Auch für den Fall eines Stromausfalls ist die Schweizer PTT dank eigener Generatoren gerüstet, die im Notfall sogar über mehrere Monate die Stromversorgung auf dem PTT-Gelände sicherstellen können.

Die Uplinkstation besteht aus mehreren Parabolantennen in verschiedenen Größen. Nicht mehr in Betrieb ist der rund 6 Meter große Spiegel, über den der Teleclub, Schweizer Radio International, Opus Radio und Radio Eviva früher Richtung EUTELSAT, ASTRA 1A und zuletzt ASTRA 1C gesendet wurde.

Wie bereits in Infosat sowie in SatelliFax, dem Faxpolling-Informationsdienst des SBC, berichtet, wurde im vergangenen Jahr eine neue, ähnlich große Uplink-Antenne in Betrieb genommen. Auch diese ist aber derzeit nicht in Betrieb, da sie noch bis Juli umgerüstet werden muß. Grund: Teleclub sendet nicht mehr auf ASTRA-Transponder 9, sondern jetzt auf Transponder 55.

Die Uplink-Frequenz dieses via ASTRA 1D abgestrahlten Transponders befindet sich nicht wie bei ASTRA 1A bis 1C üblich im Bereich von 14 GHz, sondern im 12,8 GHz-Bereich. Hierfür ist die neue Sendeantenne noch nicht ausgelegt, da der Transponderwechsel zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme noch nicht absehbar war.

Bis zum Abschluß der erforderlichen Umrüstung erfolgt der Uplink über eine mobile Sendeeinheit, die die ASTRA-Betreibergesellschaft SES zur Verfügung gestellt hat. Diese rund 4,5 Meter große Antenne ist sowohl für den Uplink-Frequenzbereich von 12,8 GHz, als auch für den 14 GHz-Bereich ausgerüstet, so daß sie für alle vier derzeit im Orbit befindlichen ASTRA-Satelliten eingesetzt werden kann.

Neben dem Teleclub und den Hörfunksendern Schweizer Radio International und Radio Eviva nutzt auch Albanien die Erdfunkstelle der Schweizer PTT Telecom – allerdings ausschließlich zur Übertragung von internationalem Telefonverkehr. Außerdem ist die PTT naturgemäß in der Lage, Außenübertragungen mittels mobiler Uplink-Einheiten zu realisieren.

Von dieser Möglichkeit machen vor allem große Programmanbieter wie das Schweizer Fernsehen DRS oder der Privatsender RTL, aber auch Nachrichtenagenturen Gebrauch. Bei so vielfältigen Einsätzen versteht es sich von selbst, daß die PTT auch eine professionelle Empfangsstation betreibt. Zur Verfügung steht derzeit eine zwei Meter große Antenne. Ein noch größerer Parabolspiegel – vor allem für C-Band-Empfang – soll demnächst aufgebaut werden.

Bei dem Besuch der Uplink-Station in Zürich gab es auch einige interessante Neuigkeiten. So zum Beispiel, daß die beiden über ASTRA verbreiteten Auslandsprogramme von Schweizer Radio International künftig digital abgestrahlt werden. Hierfür wird der Tonunterträger 8,10 MHz auf dem Teleclub-Transponder genutzt. Die analoge Verbreitung auf 7,38 und 7,56 MHz wird – wohl nicht zuletzt aus Kostengründen – eingestellt.

Der Volksmusik-Sender Radio Eviva will auch in Zukunft analog senden, um auch Direktempfangshaushalte zu erreichen, die über keinen ADR-Receiver verfügen. Bleibt abzuwarten, ob es – sei es im ADR-Modus oder analog – auch ein Comeback des Klassik-Senders Opus Radio gibt, der sich um eine terrestrische UKW-Frequenz in Zürich beworben hat.

Am zweiten Tag des SBC-Treffens wurden die Teleclub-Studios in der Zürcher Innenstadt besucht. Neben dem eigentlichen Sendestudios verfügt der Pay-TV-Sender auch über Räumlichkeiten für Vorproduktionen. Hier werden Filme vom Original-Band auf das Sende-Band umgeschnitten und die „Info-Show“ zusammengestellt.

Das Signal des Teleclub gelangt vom Studio über ein Glasfaserkabel zur Uplinkstation. Als Backup steht eine Richtfunkstrecke zur Verfügung. Auch die Systeme in der Uplinkstation sind doppelt vorhanden, so daß ein Sendeausfall äußerst unwahrscheinlich ist.

Das Teleclub-Sendestudio ist so ausgelegt, daß das Programm im Ein-Mann-Betrieb „gefahren“ werden kann. Somit ist ein verhältnismäßig kostengünstiger Betrieb möglich. Dies ist auch erforderlich, da sich der Sender bekanntlich ausschließlich aus Abonnementgebühren Schweizer Zuschauer finanzieren muß. Seit einiger Zeit ist dem Teleclub auch die Ausstrahlung von Werbung gestattet, wovon der Pay-TV-Kanal aber eher zurückhaltend Gebrauch macht.

Wenn auch die Digital-Technik in den Studios vorherrscht, gibt man sich „on air“ den Übertragungsverfahren der Zukunft gegenüber eher zurückhaltend. So ist die Einführung von PALplus-Sendungen und Dolby Surround-Ton, die beim deutschen Teleclub-Pendant Premiere längst Standard sind, vorerst nicht geplant.

Überrascht waren die SBC-Mitglieder von der Tatsache, daß es für Spielfilm-Fans in der Schweiz, die über einen Kabelanschluß verfügen, weiterhin möglich ist, den Teleclub mit Piratendecodern zu entschlüsseln. Im Kabel wird nämlich nach wie vor in Pay View 3 und nicht in Syster verschlüsselt gesendet. Bleibt abzuwarten, welche Überraschungen das nächste SBC-Treffen auf Lager hat, das für Herbst geplant ist.

Der SBC ist mit über 450 Mitgliedern der größte Satelliten-Club Deutschlands. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.

Dieser Artikel wurde von SBC-Mitglied Markus Weidner geschrieben.