Besuch bei der DLR (Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum) in Oberpfaffenhofen am 25. November 1994

Diesjähriges SBC-Clubtreffen fand in Oberpfaffenhofen statt
Besuch bei der DLR

Das Forschungszentrum Oberpfaffenhofen der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR), die im Jahre 1994 ihr 25-jähriges Bestehen feierte, war Ziel des diesjährigen Clubtreffens des Satelliten Beobachter Clubs (SBC).

Die DLR ist die nationale deutsche Forschungseinrichtung für Luft- und Raumfahrt mit Niederlassungen in Berlin, Braunschweig, Göttingen, Köln, Lampoldshausen, Oberpfaffenhofen und Stuttgart sowie Büros in Washington und Paris. Drei Forschungsbereiche bilden die Schwerpunkte der DLR: Luftfahrt, Raumfahrt und Energietechnik.

In Oberpfaffenhofen beschäftigt die DLR etwa 1.100 Mitarbeiter, davon rund 400 Wissenschaftler. Ihre Tätigkeiten verteilen sich auf Fachgebiete mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das Institut für Hochfrequenztechnik erforscht beispielsweise die Wellenausbreitung im Bereich der Satellitenkommunikation. Eines der Arbeitsgebiete in diesem Bereich ist die optische Weltraumkommunikation. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit steht die Datenübertragung von erdnahen Satelliten (LEO, low earth orbit), zum Beispiel von einem Erderkundungssatelliten oder einer bemannten Raumstation, zu geostationären Satelliten (GEO, geostationary earth orbit).

Ein zweiter Forschungsbereich ist die direkte Kommunikations- Verbindung zwischen zwei geostationären Nachrichtensatelliten. Diese Verbindung ermöglicht eine Nachrichtenübertragung ohne „doliblc hop“ (Zwischenschaltung einer zweiten Uplinkstation). Ein drittes Arbeitsfeld ist die Übertragung von Bilddaten von weit entfernten Raumsonden, beispielsweise von einer Sonde in der Nähe des Planeten Satun (Erdentfernung 1278 Millionen Kilometer), zu einem geostationären Erdsatelliten.

Zur Verfügung stehen dem Institut für Nachrichtentechnik experimentelle Satelliten-Bodenstationen für die Frequenzbereiche 11/14 GHz und 20/30 GHz. Eines der langfristigen Ziele ist die Erschließung der Frequenzbereiche über 20 GHz für Satellitenkommunikation.

Die Erforschung der Atmosphäre steht im Mittelpunkt der Arbeiten des Instituts für Physik der Atmosphäre. Zentrale Fragen sind: Welche Rolle spielen Gebirge für die Dynamik der Atmosphäre und damit für das Wetter? Wie entstehen Gewitter und wie beeinflussen Wolken unser Klima? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen entwickelt das Institut Methoden zur Atmosphärenerkundung, beispielsweise mittels Satelliten.

Darüber hinaus betreibt die DLR ein Raumfahrtkontrollzentrum für die Steuerung bemannter und unbemannter Raumflugobjekte. Eine der Aufgaben des Kontrollzentrums ist die Positionierung von Nachrichtensatelliten. Aktuelles Beispiel: Das DLR-Kontrollzentrum wird die Steuerung des EUTELSAT-Satelliten Hot Bird 1 (13° Ost) übernehmen.

Besonderes Interesse bei den SBC-Mitgliedern rief die Kommunikation der DLR mit der russischen Raumstation MIR hervor. Über einen digitalen Datenkanal (64 kbit) auf dem Satelliten EUTELSAT 11-F4-M (7° Ost) besteht eine Direkt-Verbindung mit dem russischen MIR-Kontrollzentrum in Moskau. Der Austausch von Daten und Videosignalen erfolgt darüber hinaus auch über den russischen WSDRN-Satelliten auf der Position 16° West.

Eine Verbindung für Daten- und Videosignale besteht auch mit dem spanischen Raumfahrtzentrum in Madrid. Die Signalübertragung erfolgt digital komprimiert über Hispasat (30° West) im 12,5-GHz-Bereich. Zum Empfang von US-Militärsatelliten setzt die DLR eine VHF-Antenne mit zirkularer Polarisation ein. Daneben besteht eine Verbindung mit der Westküste der USA. Das Signal wird über Intelsat 513 (53° West) übertragen. Die Elevation der hierfür von der DLR eingesetzten Bodenstation beträgt hierbei nur 8 Grad. Gesendet wird digital komprimiert über einen 64-kBit-Datenkanal mit sechs Einzelkanälen zu je 9,6 kbit (Uplink: 14,114 GHz, Downlink: 12,614 GHz).

Das SBC-Treffen bei der DLR stellte nach den Besuchen der Telekom-Erdfunkstelle Usingen und der ASTRA-Betreibergesellschaft SES einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte des im kommenden Februar seit drei Jahren bestehenden Clubs dar. Inzwischen ist der SBC auf über 400 Mitglieder aus allen Ländern Europas angewachsen.